I |
|
|
|
KuK: Ich nehme an, ich
sehe auf diesem Bild dein Atelier?
Erhard: Ja, es war eigentlich mein Atelier und Wohnung gleichzeitig. Es
hat aber nicht immer so chaotisch ausgesehen wie jetzt hier auf den Bildern.
Im Übrigen hatte ich, da ich plastisch arbeitete mit Platzproblemen
zu kämpfen und da konnte es schon mal vorkommen, dass sich die Arbeit
auf mehrere Räume ausbreitete.
KuK: Mit was hast
du dich da beschäftigt?
Erhard: Ich sehe eigentlich zwei Stränge die ich verfolgt habe, auch
von den eingesetzten Materialien her sind sie unterscheidbar. Zum einen
wären das die Bildplastik und zum anderen die Körperteilgeschichte.
Wobei ich bei den Bildplastiken mit Bildern, Oberflächen und Raum experimentierte
und bei der Körperteilgeschichte mit Wachs, Gips und Gipsbandagen arbeitete.
KuK: Gewalt und die Darstellung von Gewalt scheint in
deinen Arbeiten ein immer wiederkehrendes Thema zu sein, wie kommt das?
Erhard: Was mich verwundert ist die Ästhetisierung der Gewalt. Zum
Beispiel wenn man Passanten auf der Strasse fragen würde, was humaner
sei, einen zum Tod Verurteilten zu köpfen oder mit einer Giftspritze
hinzurichten, so würde wahrscheinlich die Mehrheit die Giftspritze
als humanere Hinrichtungsmethode bezeichnen. Vielleicht können wir
das gerade mit dem folgenden Bild veranschaulichen.
KuK:
Ein Hinrichtungsraum?
Erhard: Ja. Ich beschäftige mich seit längerem mit der Todesstrafe
in den Vereinigten Staaten und wollte darüber etwas machen. Es sind
dann auch einige Bilder entstanden, die mich aber nicht befriedigten, bis
ich dann diese Kombination von Bildsprache und Motiv fand. Ein anderes Phänomen,
das mich interessiert, ist die Freizeit und der Konsum von medialer Gewalt.
Es stellt sich die Frage nach dem Unterhaltungswert der Gewalt.
KuK: Der letzte Golfkrieg war wohl ein solch Medienereignis mit
Unterhaltungswert...
Erhard: Zur Gewalt und Virtualität fällt mir eine Geschichte ein,
die ich einmal in einem Science Fiktion Roman gelesen habe. In diesem Roman
wurde eine Welt beschrieben in der man sich nur noch über Bildschirme
begegnet. Der Protagonist der Geschichte, ein Vater, kannte seine Familie
also nur von der Erscheinung des Bildschirms her. Er hatte dann die zwanghafte
Idee seine Familie in Angesicht zu Angesicht zu sehen und organisierte dafür
ein Treffen. Während des Treffens wurde bei ihm extreme Aggressionen
freigesetzt, dass er im letzten Augenblick nur noch die Apparatur zwischen
sich und seine Frau und Tochter schalten konnte um das Schlimmste zu verhindern.
Bei einem zweiten Treffen gelang es ihm nicht mehr rechtzeitig und er massakrierte
Frau und Tochter.
KuK: Aus dieser Perspektive scheint die
Katastrophe unausweichlich und das bringt mich in diesem Zusammenhang zur
nächsten Frage: Was interessiert dich an der Bombe?
Erhard: In der Zeit des heissen Phase des Golfkriegs konnte man in der Presse
lesen, was Clusterbomben, Smartbomben, etc... sind und wie sie „funktionieren“,
respektive was ihr Zerstörungspotenziale sind. Nun warte ich darauf,
dass die intelligenten Bomben wirklich genug intelligent sind und sich weigern
zu explodieren. Nun das dauert und aus diesem Grund begann ich selbst an
einer Bombe zu basteln. Sozusagen als meinen künstlerischen Beitrag
an der Lösung der Probleme unserer Welt.
KuK: Diese Gipsarbeiten, mit was haben die zu tun?
Erhard: Um auf die Technologie zurück zu kommen... ich habe mich gefragt,
wie erkläre ich jemanden der noch nie in seinem Leben einen Computer
gesehen hat, die Logik des Computers, also das binäre System, so dass
es Sinn macht. (lacht) ...mit Händen und Füssen.
|
I
|
|
ateliersituation
2002 |